Roadtrip Dez. 2013 (Austin – New Orleans): Ankunft in NEW ORLEANS

Nach einem ausgiebigen Frühstück im super Hotel gings dann auf die letzte Etappe nach New Orleans. Ca. 205 Miles (330km) standen auf der Uhr. Allerdings gings diesmal über den Highway denn wieder zurück zum Wasser wäre der Umweg dann doch zu groß geworden. Ich war schon ziemlich aufgeregt denn erstens sollte ich heute am Ziel sein UND ich hatte das erste mal eine Unterkunft über AirBnB gebucht. Ich dachte das ist ne gute Idee weil man so nochmal mit nen paar Leuten in Kontakt kommt.  Das diese Idee noch schlechter war als das Fishermans (aus dem letzten Bericht) konnte ich ja nicht wissen 🙂

Ich hatte mich auch schon vorher erkundigt welche Ecken man in New Orleans besser meiden sollte. So erfuhr ich das man sich im French Quarter und im Business District gut und gefahrlos bewegen kann aber in den umliegenden Gegenden besser nicht. Auf der Beschreibung zum der Unterkunft stand dann auch sowas wie Fußläufig erreicht man das French Quarter und so war ich auf der sicheren Seite. Nun wäre das aber keine Reise die ein Howard tut wenn da nich irgendwo noch irgendwas schief gehen würde.
So kam es dann auch: als ich frohen Mutes und mit geiler Mucke aus der RoadTrip Playliste in die Strasse zu meiner Unterkunft einbog traf mich irgendwie echt der Schlag.

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Es war nicht irgendwie dreckig oder herunter gekommen oder so. Aber überall vor den Häusern standen schwarze Jugendliche rum, aus den Häusern oder den Autos kam laute Music und NATÜRLICH wurde ich krass gemustert als ich da mit meinem Lincoln, Sonnenbrille und Texas Kennzeichen langsam durch die Strasse fuhr um die Location zu finden.
Die Sonnenbrille ließ ich auch erstmal weiterhin auf, auch wenns langsam dunkel wurde. Somit konnte man nicht sehen mit welchen verschreckten Augen ich die Gegend musterte 🙂 Als ich dann am Ziel angekommen war wollte ich erst gar nicht aussteigen…. SCHEISSE WO WAR ICH GELANDET!!!
Selbstverständlich stand ich dann auch noch vor verschlossener Tür als ich mich endlich entschloss auszusteigen. Ein kurzer Anruf klärte aber das der Schlüssel hinter dem Haus in einem Blumenkübel liege und ich auch von hinten ins Haus komme. Da war ich aber froh erstmal nicht nochmal nach vorn auf die böse Strasse zu müssen und mich erstmal im Haus „verstecken“ konnte. Ich hoffte nur das mein Koffer noch im Auto wäre wenn ich mich dann mal irgendwann wieder aus dem Haus traue. Der Weg hinters Haus war genauso wie man ihn immer in Filmen oder Berichten sieht: eine enge Gasse zwischen Haus und Zaun. Aus dem Haus ragen die Lüfterkisten der Klimaanlagen und man hofft nicht auf einen Hund zu treffen der einem entgegen rennt oder über eine vergrabene Leiche zu stolpern 🙂

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Als ich den Schlüssel gefunden und das Haus betreten hatte traf mich dann der 2. , 3. , 4. und was weiß ich noch wie vielte Schlag:
Statt einer gemütlich eingerichteten Hütte von 2 Künstlerinnen fand ich Staub, verfaultes Obst auf dem Küchentisch, Schimmel in der Kaffeemaschine, Haare im Bad UND in der Badewanne, ne Katze die nen ernsthaftes Haarausfall Problem hatte und ne Hütte in der es kälter war als draußen auf der Strasse.
Iss jetzt echt nich war oder?? Das hier auch nix war mit „Familienanschluss“ wurde mir beim nächsten Telefonat mit dem Vermieter klar. Man erklärte mir das sowas in New Orleans nicht üblich ist.
Also sitz ich an Weihnachten in ner arschkalten Hütte ganz allein, mit ner haaarenden Katze, draussen alles voller Gangzta und drinnen alles voller Müll. Nix gemütliche Weihnachtsbaum-Kamin-knister Atmo die ich mir immer so vorgestellt hatte. Keine Socken mit Geschenken am Kamin sondern nur dreckige auf dem Boden und als Türstopper. Zum Glück hatte mir Netti (meine Frau) noch nen paar Weihnachtskekse aus Deutschland geschickt die ich wohlweislich eingepackt hatte. So konnte ich dann so tun als wenn es Weihnachten wäre. Mein erster Gedanke: blos weg hier. Wieder zurück zum Casino Hotel… dort hatte ich mich wohl gefühlt. Da gabs in der Lobby sogar nen Kamin.

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Aber wie ich in dem anderen Kurzbericht schon geschrieben hatte hab ich mich dann irgendwie wieder zusammengerissen. Ich hab mir gesagt wenn ALLE wirklich ALLE von dieser Stadt so schwärmen dann muss da ja was drann sein. Also hab ich mir zwei Ohrfeigen gegeben und gesagt „Howard REIß dich zusammen. Wir sind nich den weiten Weg (ca. 1000 Miles = 1600km ) bis hierher gefahren um dann umzudrehen!“
Also gut was machen?? Erstmal Fotos machen von dem Dreck…vielleicht brauch ich die ja noch zum Beweis, ab und an aus dem Fenster schauen ob schon irgendwer mit nem Gewehr ums Haus schleicht, dann allen Mut zusammen genommen und nochmal zum Auto um den Koffer zu holen denn da war auch mein Laptop drin. Um hier noch irgendwas zu reißen muss ich ins Netz!!!
Lebend wieder im Haus angekommen hab ich mir dann nen Taxi bestellt um erstmal aus dieser Gegend und den Kopf frei zubekommen… für nen Plan B …zumal der Hunger immer größer wurde, Netti’s Kekse längst alle und auf dem Tisch nur verschimmeltes Obst lag und kein Weihnachtsbraten 🙂

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Die Taxi Tante erklärte mir das Taxi ist in 10 min. da. Das kennt man ja auch vom Pizzabringdienst in Deutschland, die sagen immer 30min.
Als nach 30 min. allerdings immer noch kein Taxi da war rief ich da nochmal an und? Klar passt ja zum Tag: „Ohh i am sooo sorry„… die blöde Tussi hatte mich doch Tatsache vergessen? Ich glaubs ja nich… was zur Hölle iss denn heute los??
Bei nem durchaus leckeren Burger im House of Blues entschied ich mich dann erstmal ne Bar zu suchen in der Music läuft und dann weiter zu sehen. Jack wird mir schon sagen was zu tun ist 🙂
Bei entspanntem Jazz von ner Alt-Herren Combo (die waren wirklich richtig gut!!)  fasste ich den Entschluss das ich noch irgendwie Weihnachten in diesen Tag bringen musste. Also gings um Punkt 00:00 oder 24:00 in die Kirche. Keine 5 Minuten von meiner Bar entfernt war die Hauptkirche von New Orleans die St. Louis Cathedral und wenigstens die nächsten 1,5h waren dann Weihnachten für mich. Das muss man schon sagen: die Ammis haben es ja mal so richtig richtig drauf mit schön festlich und so. Da singt nich irgendein Chor der dir nach 2 Takten schon gehörig auf die Ketten geht… nein hier wird ganz großes Kino gespielt. Wir hatten nen Chor vom allerfeinsten, nen paar Solo Sängerinnen die jede beschissne Deutsche Casting Show locker gewinnen würden und dazu auch noch gleich nen ganzes Orchestra!!!  Und die Kirche auch noch echt suuuper schön

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Aber alles davon laufen nütz ja am Ende nix!! Ich musste wieder zurück in die scheiß Bude. Draußen waren 2 Grad und ich hatte im Zimmer einen kleinen Heizer den ich angemacht hatte bevor ich los ging. Der brachte zwar nicht wirklich viel aber ich hatte meine Zimmertüren zu gemacht und so sollte es ja wenigstens etwas besser sein als draußen. Allerdings hatte der blöde Heizer irgendeinen ECO Knopf der mir natürlich nicht aufgefallen war beim verlassen der Bude. So war dann der Heizer auch aus und die Bude wieder scheisse kalt als ich ca. 02:00 Uhr morgens dort ankam. Ich war nun wild entschlossen hier keine einzige Nacht zu verbringen sondern so schnell wie möglich, noch in den nächsten 2h, nen Hotel zu finden und dort zu pennen. Hier würde ich eh keine Auge zu bekommen.
Nach weiteren 1,5h hatte ich nen Hotel aber nicht für diese Nacht. Ich musste ob ich wollte oder nicht in der scheiß Bude diese eine Nacht verbringen. Naja das Hotel hatte nur 19$ Storno Kosten… sollte ich also nicht überleben war das Stornieren wenigstens nicht so teuer 🙂

Wie es weiter geht dann im nächsten Bericht. Meine Fresse… was ne wilde Fahrt!!! UNFASSBAR…. So langsam beschlich mich auch das Gefühl irgendwas vielleicht doch nicht so ganz richtig gemacht zu haben, irgendeine höhere Macht versuchte mich dafür zu bestrafen. Sollte ich nich doch besser nen Flug nach Deutschland gebucht haben und dort im warmen Zimmer mit meiner Frau sitzen? Wenn auch kein Kamin dann aber wenigstens nicht allein und halb verhungert und starr vor Angst?? Die nächsten Tage sollten mir noch des öfteren zeigen das man unter vielen Leuten auch ganz schön einsam sein kann….

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13 Gedanken zu “Roadtrip Dez. 2013 (Austin – New Orleans): Ankunft in NEW ORLEANS

  1. Pingback: Roadtrip Dez. 2013 (Austin – New Orleans): was war los?? | Austin - TX
  2. War wenigstens das Bett halbwegs okay? Oh Mann, ich hätte wohl nen fetten Herpes, Pickel und Asthma-Anfälle bekommen… Sooo eine schlimme Unterkunft hatte ich zum Glück noch nie!

    LG Andrea

  3. Also soooo schlimm sieht das jetzt nicht da aus, wie du schreibst. Aber ok, dafür dass die die Bude vermieten, schon bischen „Strange“. Die wollten vermutlich nur, dass du mal ordentlich aufräumst (so als Quasi „Tip“ für die Hausbesitzer… Hast du nicht das Kleingedruckte gelesen?).
    Und die Katze macht doch total den gesunden Eindruck. Nur Hunger scheint Sie gehabt zu haben.

    Aber wieder köstlich geschrieben, man kann sich immer so schön reinversetzen…

    • Naja das sieht auf bildern ja alles nochmal gaanz anders aus… Und dann waren es ja all die kleinen dinge die zusammen kamen… Aber die hütte war wirklich grotte… Soviel iss sicher!!!

  4. Ohh man du erlebst ja einiges dort. Aber machen wir uns nichts vor! Deine befürchteten kosmischen Schicksalsschläge und übernatürlichen Mächte die dir nur böses wollen, sind in Wahrheit nichts anderes als dein verwöhnter deutscher Arsch! Sorry das sollte jetzt nicht beleidigend klingen! Aber die Realität zeigt uns nun einmal, dass wir es schon echt gut haben in Deutschland. Was in anderen Ländern als ‚Standard‘ flaniert, wäre in Deutschland unter aller Sau und auch niemals zugelassen. Das sind auch meine Erfahrungen mit Hotels, Motels, Hostels, Restaurants, Tankstellen, … etc.
    Es wirkt für dich einfach nur wie eine endlose Pechsträhne! Zum Beispiel würde jemand aus Spanien, der alles genauso wie du gemacht hätte, den bisherigen Trip unter einer ganz anderen Perspektive betrachten.
    Also Augen zu und durch! Dafür hast du ja auch noch die ganzen schönen Dinge ,die die Reise dir bietet.

    best regards

    • Hey diss war sicher ne Pechsträhne aber was ein nich umbringt (und ich leb ja noch 🙂 ) macht ein stark!! Klar sind wir verwöhnt… jeder andere hätte die gleiche Situation auch sicher TOTAL anders eingeschätzt … absolut sicher!!! Aber ich bin da halt etwas ängstlich weil ich auch noch keine Erfahrungen mit dieser art von Umgebung hab… immer alles safe bisher… iss ja auch nix passiert… bei nächsten mal würde ich also die gleiche Situation auch wieder ganz anders Einschätzen…

  5. Du musst immer das Positive sehen, Howard!

    Die Katze schaut doch ganz süß aus – oder hat die Dich etwa noch gekratzt und gebissen?
    Irgendwie aber schon ein beschissener Tag, kann ich mir lebhaft vorstellen – na ja, Du hast es überlebt, also“what shall’s“ …

    Freue mich schon auf die nächste Folge – ist besser als jede Serie im Fernsehen!

    Bis bald

    Dein Fan
    wolfi

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